Caritas-Chefin fordert Zeitenwende bei Suizidvorbeugung

"Aus der Ecke des Schweigens"

Nicht nur Beratung, auch besser geschützte Brücken und Gleise können dazu beitragen, die Zahl der Suizide in Deutschland zu verringern. Die Caritas ruft die Bundesregierung auf, die Suizidvorbeugung in Deutschland zu verbessern.

Symbolbild Verzweifelte junge Frau / © AMJ Fotografia (shutterstock)
Symbolbild Verzweifelte junge Frau / © AMJ Fotografia ( shutterstock )

Die Präsidentin des katholischen Wohlfahrtsverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, zeigte sich am Donnerstag zuversichtlich, dass das Thema Suizid "aus der Ecke des Schweigens" herausgeholt werden könne und Deutschland eine Zeitenwende bei der Suizidprävention gelinge.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will am Donnerstag ein Konzept für eine bessere Suizidprävention vorlegen. Eine große Mehrheit im Bundestag hatte zudem ein Gesetz zu diesem Thema gefordert.

"Eine Gesellschaft, die tatenlos wegsieht"

"Eine Gesellschaft, die tatenlos wegsieht, wenn sich in Deutschland pro Tag 30 Menschen das Leben nehmen, ist nicht die Gesellschaft, in der wir leben wollen", sagte Welskop-Deffaa. 

Hilfe bei Suizidgedanken

Wenn Sie daran denken, sich das Leben zu nehmen, versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Es gibt eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen Sie – auch anonym – mit anderen Menschen über Ihre Gedanken sprechen können.

Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.

Die Angebote der Telefonseelsorge haben sich immer weiter spezialisiert / © Markus Scholz (dpa)
Die Angebote der Telefonseelsorge haben sich immer weiter spezialisiert / © Markus Scholz ( dpa )

Der Deutsche Caritasverband leiste seit über 20 Jahren mit der Online-Suizidpräventionsberatung "U25" einen konkreten Beitrag, um jungen Menschen zu helfen, die für sich allein keine Perspektive für ein Weiterleben finden. Einsamkeit sei kein Thema älterer Menschen allein. "Einsamkeit und Lebensangst sind gerade für die Corona-Generation Treiber von Suizidgedanken im Jugendalter."

"Es braucht konkrete Schutzkonzepte"

Die Caritas-Chefin forderte die Politik auf, Suizidprävention nicht auf Beratung und Notfalltelefone zu verkürzen. "Es braucht mehr Zäune an Brücken und Kirchtürmen. Die Sanierung der Bahngleise muss von Umzäunungen konsequent begleitet werden. Es braucht konkrete Schutzkonzepte, die dem spontanen Suizidwunsch auch bauliche Maßnahmen entgegenstellen."

Die Zahl der Selbsttötungen ist in Deutschland zuletzt um fast 10 Prozent gestiegen. Im Jahr 2022 nahmen sich 10.119 Menschen das Leben. Seit 1980 war dies der prozentual stärkste Anstieg binnen eines Jahres.

Lauterbach will Strategie zur Suizidvorbeugung vorstellen

Jährlich nehmen sich mehr als 9.000 Menschen in Deutschland das Leben. Zwar gibt es niedrigschwellige Hilfsangebote. Allerdings sind
viele davon unterfinanziert. Eine nationale Strategie soll das ändern.

Berlin: Lisa Paus (l-r, Bündnis90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, und Marco Buschmann (FDP), Bundesminister der Justiz, äußern sich zum Abschlussbericht der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin.  / © Britta Pedersen (dpa)
Berlin: Lisa Paus (l-r, Bündnis90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, und Marco Buschmann (FDP), Bundesminister der Justiz, äußern sich zum Abschlussbericht der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin. / © Britta Pedersen ( dpa )
Quelle:
KNA